Fotos: © Kurt Keller
Auszug aus der Eröffnungsrede zur Kult(o)urnacht
Bevor ich Ihnen die beiden Künstlerinnen unserer heutigen Ausstellung, Magdalena Hochgesang und Susanne Lorenz, vorstelle, möchte ich unseren diesjährigen Stipendiaten, Herrn Emil Srkalovic aus Graz recht herzlich begrüßen!
Herr Srkalovic wird in den nächsten 3 Monaten hier im Künstlerhaus wohnen und arbeiten. Man wird miterleben, wie der Künstler mit der ihm eigenen ruhigen und intensiven Art seine Farben und Formen auf die Leinwand bannt.
Ich benutze das Wort „bannen“ deshalb, weil ich beobachten konnte, wie er die Konsistenz von Farben prüft, fast schmeckt, wie ein Koch, der die Zutaten für ein festliches Menü prüft, um sie seinen strengen Kriterien zu unterwerfen. Wir dürfen gespannt sein auf seine Werke, die er hier erarbeitet und uns Ende August in einer Werkschau präsentieren wird.
Aus Magdalena Hochgesangs weitgefächertem Schaffen nehme ich ein Detail heraus, nicht weil es exemplarisch, sondern mir symptomatisch für ihre Arbeit zu sein scheint:
Da steht uns ein Kopffüßler gegenüber, mit stolz geschwellter Brust ob seines glänzenden Helms, Blick gen Himmel gerichtet. Stolz auf seine ihn schützende Kopfbedeckung – denn seine entblößte Männlichkeit ist unseren Blicken schutzlos ausgeliefert und nicht gerade das, was vorzeigenswert wäre.
Magdalena Hochgesang sagt selbst:
„Meine Bilder laden den Betrachter ein, hinter die Fassaden, hinter die Kulissen zu schauen, um sich dort möglicherweise selbst zu begegnen.“
Wenn Sie Hochgesangs Werke eingehender studieren, machen Sie sich bewusst, dass die oberflächliche Zweisamkeit mit einem Flügelwesen nicht unbedingt im Paradies enden wird.
Magdalena Hochgesang ist übrigens gebürtige Ludwigshafenerin, hat in Heidelberg, Mannheim und Salzburg studiert und ist seit einigen Jahren eine aktive Künstlerin, was sich an ihrer Ausstellungstätigkeit ablesen lässt.
Die Farben in Susanne Lorenz‘ Arbeiten sind umwerfend: Eine Farbtiefe und Leuchtkraft, die den ganzen Raum zum Glühen bringt. Man wähnt sich in einem Farbrausch, einer Synästhesie, die den Farbklang mit musikalischen Klängen zu verbinden scheint. Und wir wollen eintauchen in dieses wunderbare Farbenparadies.
In Lorenz‘ Werken scheint uns der sogenannte „Bildgegenstand“ eher zu umspielen, zu umsäuseln: Fliegen, Ratten, Geier und sonstiges Getier.
Entscheiden Sie selbst, wie hinter der Kulisse der emotionalen Farbenwelt, die vernünftige Struktur der Tiere Sie in anderen Bahnen denken lehrt.
Unter der Oberfläche brodelt es!
Alles um Sie herum krabbelt und bebt und lebt und folgt seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten, denen auch Sie unterworfen sind.
Ein paar biografische Daten will ich Ihnen auch zu Susanne Lorenz nicht vorenthalten:
Sie hat in Mannheim ihr Studium mit Diplom abgeschlossen, ist Mitglied im BBK Mannheim und hat sich bisher mit zahlreichen Ausstellung im Bewusstsein der Besucher manifestiert.
Mit den „Kreaturen“ können Sie sich nicht nur heute, sondern auch das gesamte und nächste Wochenende beschäftigen. Ich wünsche Ihnen dabei viele persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse.
Ab 20 Uhr spielt die Gruppe „Greenshot“, mit Frontsängerin Martina Steiger.
Sie werden, denke ich, mit ihrer Musik, ihren Balladen für eine gute Stimmung während dieser Kult(o)urnacht sorgen.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Reinhard Ader